Hast du dich schonmal gefragt, wie dein Lipödem als Fabelwesen aussehen würde? Nein? Das dachte ich mir schon 😀
Ja, diese Vorstellung mag im ersten Moment recht surreal und unlogisch sein, aber es kann helfen, sich mit der eigenen Krankheit auseinanderzusetzen. Indem du dir Gedanken über die positiv und negativ empfundenen Aspekte deines Lipödems machst, bekommst du ein besseres Bild davon und kannst lernen, mit der Diagnose besser umzugehen. Außerdem ermöglicht es dir, dir selbst und deinem Umfeld besser zu verdeutlichen, wie sich dein Lipödem auf dich auswirkt und wie du es wahrnimmst.
Welche Eigenschaften hat deine Krankheit, also das Lipödem? Wie sähe dein Lipödem als Fabelwesen aus? Wie würde es sich verhalten? Wie ist es im Umgang mit dir oder anderen? Was mag es und was mag es nicht? Welche Bedürfnisse sind ihm besonders wichtig?
Genau diese Fragen haben sich einige Lipödembetroffene im Juli in meinem kunsttherapeutischen Online-Workshop gestellt und ihr eigenes “Lipödem-Wesen” gestaltet.
Was ist Kunsttherapie? Kurz und knapp erklärt: Kunsttherapie zählt zu den künstlerischen Therapieformen und verbindet die Bereiche Kunst und Psychologie. Das heißt, in der Kunsttherapie wird die therapeutische Beziehung, also die Beziehung zwischen Therapeuten und Klient, um ein Drittes – nämlich das künstlerische Medium – erweitert. Je nach Einsatzbereich liegt der Fokus der kunsttherapeutischen Arbeit auf der Prävention oder auf einer bestimmten Problemstellung, die gemeinsam bearbeitet wird. Der kunsttherapeutische Ansatz hilft dir u.a. dabei dich besser zu Öffnen und Unterbewusstes sichtbar zu machen. Künstlerische Medien wie bspw. Stifte, Farben oder Ton werden in der Kunsttherapie therapeutisch angewendet. Das ermöglicht dir Werke erschaffen, welche deine Erfahrungen, Gefühle, Gedanken und Fantasien abbilden. Diese Abbildungen helfen dir u.a. dabei, bewusste und unbewusste Konflikte und Probleme wahrzunehmen, zu definieren und zu kommunizieren. Durch die Arbeit mit künstlerischen Medien wird besonders deine visuelle und haptische Wahrnehmung aktiviert, die Entwicklung deiner innerer Bilder gefördert sowie deine sozial-kommunikative Kompetenz gestärkt. Sie unterstützt sowohl deine Krankheitsbewältigung als auch deine Selbstregulation und stärkt deine Fähigkeit zur Kommunikation mit dir selbst und anderen. Besonders wirksame Faktoren bilden sowohl der Entstehungsprozess als auch die entstanden Werke, da sie dir helfen ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und der eigenen Identität zu entwickeln sowie deine Selbstheilungskräfte zu mobilisieren. Für die Kunsttherapie brauchst du keine künstlerischen Talente oder Vorkenntnisse.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde sind wir mit einer Imaginationsreise in den Workshop gestartet. Während dieser Reise trafen die Teilnehmerinnen auf einer Lichtung im Wald das erste Mal auf ihr Lipödemwesen. Sie hatten Zeit, es ganz genau zu betrachten und du beobachten, wie es sich verhält und auf sie reagiert. Dadurch hatten sie bereits eine erste Vorstellung davon, wie ihr Lipödemwesen aussieht. Im Anschluss an die Imaginationsreise hatten die Teilnehmerinnen dann Zeit, das was sie währenddessen wahrgenommen, gedacht und gefühlt haben aufs Papier zu bringen. Ohne viel nachzudenken, sind alle Teilnehmerinnen direkt in die Gestaltungsphase eingetaucht. Während der Imaginationsreise hatten sie bereits ein genaues Bild von ihrem Lipödemwesen vor Augen, welches sie nun konzentriert mit künstlerischen Materialien ins Außen übertrugen. Bis zum Ende der vorgesehenen Zeit arbeiteten alle Teilnehmerinnen in Ruhe und für sich. Danach gab es die nächste Aufgabe: Schreibe ein Gedicht, eine Geschichte oder einen Brief an oder über dein Lipödemwesen. Anders als die künstlerische Umsetzung ihres Lipödemwesens stellte dies eine größere Herausforderung für die Teilnehmerinnen dar. Für das, was man denkt und fühlt die richtigen Worte zu finden kann sehr schwer sein. Unter anderem deswegen finde ich es so wertvoll, dass man das in der Kunsttherapie oft nicht muss. Denn wenn die Worte fehlen, sprechen Bilder. Nachdem jedoch die erste Irritation überwunden war, haben auch hier alle einen guten Zugang gefunden und ihre Texte verfasst. Damit war der künstlerische Prozess des Workshops beendet und es ging in die gemeinsame Reflexion des Erlebten.
Die Teilnehmerinnen haben hier die Möglichkeit genutzt, um ihre entstandenen Werke und Texte vorzustellen und der Gruppe zu präsentieren. Durch gezielte Fragen unterstütze ich dabei, noch tiefer in den Prozess einzutauchen und neue Erkenntnisse zu sammeln.
Was Melanie über ihre Erfahrungen aus dem Workshop berichtet:
„Am Sonntag durfte ich wieder an einem tollen Workshop von Sarina @lipoedem_im_kopf zum Thema „Lipödem als Fabelwesen“ teilnehmen. Natürlich hatte ich im Vorfeld schon überlegt, mit welchem Fabeltier oder -tieren mit welchen Eigenschaften und Strukturen ich mein Lipödem assoziiere. Ich muss hier unbezahlte Werbung für Sarinas Workshops machen: sie bereitet auch in der Kürze der Zeit die Themen der Workshop so gut vor, dass man relativ schnell nach einer Vorstellungsrunde im Thema ist und mit dem kreativen Prozess beginnen kann. Und dann fließt es einfach – zumindest bei mir. Wichtig ist es nicht, dass am Ende ein vollständiges Kunstwerk in Künstlerqualität entsteht. Das ist auch in Anbetracht der Zeit nicht möglich oder Zielsetzung. Wichtig ist es, sich einen ruhigen und stressfreien Raum zu schaffen, um sich vollständig einlassen und auseinandersetzen zu können. Wichtig ist, dass die eigenen Gefühle einen Raum bekommen: alle Gefühle haben ihre Berechtigung! Mein Fabelwesen hat keinen Namen, es ist einfach mein Lipödem, wie ich ihm in meiner Traumreise begegnet bin. Es hat viele Facetten: es ist hart und weich. Es brennt wie Feuer und gleichzeitig hat es kalte Extremitäten. Es ist groß und stark und packt immer wieder mit seinen kräftigen Krallen zu bis es schmerzt. Manchmal sticht es mit seinen Hörnern oder Zacken zu. Gleichzeitig ist es ein Teil von mir, der mir nichts Böses will. Traurig, denn aufgrund seiner Größe und Kraft kann ich es nicht länger bei mir behalten – es muss schrumpfen, ihm muss die Kraft genommen werden, damit wir beide wieder gut miteinander leben können. Es ist und bleibt eine chronische Krankheit. Deshalb ist es gut, dass es ein Gesicht bekommen hat. Zusätzlich hat uns Sarina einen sprachlichen Auftrag gegeben. Ich habe mich für ein Elfchen entschieden. Ob es so ewig bleibt, kann ich nicht sagen. Alles ist im Prozess. Was ich aber sagen kann: durch Sarinas Workshops konnte ich meinen Verarbeitungsprozess wieder ein Stück weiter nach vorne bringen und bin dankbar, dass ich mich zu diesem Schritt entschlossen habe.“
Feedback von Milena:
„Ich fande als Neuling den Workshop sehr interessant und es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Die zwei Stunden waren unfassbar schnell rum. Der Austausch mit den anderen war sehr interessant und hat mir richtig gut getan. Ich bin mit einem sehr emotionalen Gefühl aus diesem Workshop gegangen auf positiver Seite! Ich würde ihn immer wieder machen!:)“
Jetzt interessiert mich aber: Wie sieht dein Lipödem als Fabelwesen aus? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!
Bist du beim nächsten Workshop auch dabei? Entdecke hier, das Workshopangebot der nächsten Monate.
Die Online-Workshops sind ideal für dich, wenn du dir mehr Unterstützung und einen Austausch mit anderen Betroffenen wünschst. Dort setzen wir uns jeweils mit einer abgestimmten kunsttherapeutischen Methode intensiv mit verschiedenen Aspekten der Diagnose Lipödem auseinander. Kunsttherapie kann eine wertvolle Unterstützung und Ausdrucksform sein, um emotionale und psychologische Belastungen des Lipödems zu verarbeiten sowie den Bezug zum eigenen Körper wieder zu entdecken!
Ich freue mich darauf, dich kennen zu lernen! 💛
Bis bald!
Deine Sarina 🌻