Dein Weg zu mehr Selbstbestimmung mit Kompression: ein neuer Blick auf deinen täglichen Begleiter im Lipödem-Alltag

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Die Kompression – ein täglicher Begleiter im Leben von Lipödem-Betroffenen. Doch wie nehmen wir sie wahr? Ich habe den Eindruck, beim Thema Kompression gibt es zwei Lager innerhalb der Lipödem Community. Die Einen empfinden das Tragen der Kompression als große Erleichterung im Alltag, die ihnen einen schmerzfreien Tag und ein leichtes Gefühl verschafft. Die Anderen verbinden mit ihrer Kompression genau das Gegenteil – Zwang, Einengung und Kontrollverlust.

Ein Lipödem ist eine chronische Erkrankung des Fettgewebes, die hauptsächlich Frauen betrifft. Dabei kommt es zu einer ungleichmäßigen Fettverteilung an den Beinen und manchmal auch Armen. Typische Symptome eines Lipödems sind neben der Zunahme von Fettgewebe unter anderem auch eine starke Druckempfindlichkeit und ein Schweregefühl an den betroffenen Stellen sowie die Neigung zu blauen Flecken. Die genauen Ursachen eines Lipödems sind bisher noch nicht bekannt, aber es wird angenommen, dass hormonelle Faktoren, genetische Veranlagung und Entzündungen im Körper eine Rolle spielen. Das Lipödemfett kann nicht durch Diät oder Sport behandelt werden, da es sich um eine krankhafte Veränderung des Fettgewebes handelt. Als Therapie bekommen Betroffene häufig eine Kombination aus manueller Lymphdrainage, Kompressionsstrümpfen sowie Bewegungstherapie oder ergänzend auch eine operative Fettabsaugung.

Was ist ein Lipödem?

Täglich grüßt das Murmeltier: zwischen Überwindung und Erleichterung

Wie geht es dir mit deiner Kompression? Hast du das morgendliche Anziehen bereits in deine Routine integriert oder ist es immer wieder eine Überwindung? Mache dir bewusst, dass beides absolut in Ordnung ist!

Jeden Morgen stehen wir aufs Neue vor der Herausforderung. Kommt dir das bekannt vor? Dein Pflichtgefühl meldet sich, wenn du kurz nach dem Aufwachen einen Blick auf deinen übervollen Klamotten-Stuhl wirfst und siehst, wie deine Kompression schon vorwurfsvoll auf dich wartet. “Nein, heute nicht“, denkst du dir dann aber, denn du fühlst dich wieder mal komplett fremdbestimmt. Ja, du merkst zwar schon, dass sie dir gut tut, aber du hast eben nicht das Gefühl, dass du eine Wahl hast und das frustriert dich. Du fühlst dich komplett eingeengt – mental und auch körperlich – und das macht die Sache auch nicht unbedingt besser.

In diesem Blogbeitrag schauen wir uns genauer an, woher deine negativen Gefühle in Bezug auf deine Kompression kommen können und wie du lernen kannst, eine positive Beziehung zu ihr aufzubauen.

Die Diagnose als eigentliche Herausforderung

Ich stelle hier mal eine These auf, die du gerne für dich und deine Situation überprüfen kannst: Die eigentliche Herausforderung liegt nicht in der Kompression selbst, sondern in der Diagnose Lipödem. Gibt es bei dir unbearbeitete innere Themen, die dazu führen, dass dich die Diagnose belastet?

Was ich damit sagen will ist, dass die Kompression ganz nüchtern betrachtet nur ein Kleidungsstück ist. Ja, ein Kleidungsstück, das nicht sonderlich einfach anzuziehen ist und das nicht jede trägt, aber eben trotzdem nur ein Kleidungsstück. Im Prinzip zwingt dich auch niemand, die Kompression anzuziehen. Warum es sich aber trotzdem oft so anfühlt, schauen wir uns gleich nochmal genauer an. Nüchtern betrachtet gibt es also eigentlich nicht viele Gründe für deine Abneigung gegenüber deiner Kompression. 

Was das ganze allerdings oft so schwer macht, sind die Emotionen, die du auf deine Kompression überträgst. Die Kompression wird sozusagen zum „Container“ für deine negativen Gedanken und Gefühle, die mit deiner Krankheit Lipödem verbunden sind. Ist im ersten Moment ja auch logisch. Die Diagnose ist nicht greifbar und es fällt uns oft leichter, unsere Emotionen an einer konkreten Sache festzumachen. Wir bündeln also all unseren Frust, unsere Wut und unsere Verzweiflung in etwas greifbaren – der Kompression. 

Um die Beziehung zu deiner Kompression zu verbessern, ist es wichtig, diese Emotionen zu identifizieren und zu reflektieren, ob sie wirklich durch die Kompression ausgelöst werden oder eben durch die Diagnose selbst.

Eine kleine Übung: Die Bedeutung der Kompression erkennen

Unterbrich das Lesen dieses Artikels kurz und hole dir einen Stift und Papier. Falte das Papier in der Mitte und überlege dir nun, was deine Kompression für dich bedeutet bzw. symbolisiert. Auf der linken Seite schreibst/malst du alle negativen Aspekte auf und auf der rechten Seite des Papiers alle positiven Aspekte. Diese Übung ist eine effektive Methode, um dir über deine Wahrnehmung in Bezug auf die Kompression bewusst zu werden und ihre Bedeutung zu reflektieren. Was symbolisiert sie für dich? Schau dir im nächsten Schritt alle Aspekte an, die du dir notiert hast. Überlege dir, welches Problem wirklich hinter jedem Aspekt steckt. Sind die Aspekte durch die Kompression ausgelöst oder entstehen sie durch die Diagnose?

Wichtig: Für deine mentale Gesundheit wird es dir langfristig nicht helfen, deine negativen Emotionen von deiner Kompression auf deine Diagnose zurück zu verlagern. Wenn du merkst, dass du viele negative Emotionen mit deiner Diagnose verbindest, dann ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu holen und diese aufzuarbeiten. Hierfür biete ich bspw. auch kunsttherapeutische Einzelbegleitungen an.

Die Kompression ist nicht dein Feind sondern dein Freund

Wir fühlen uns oft fremdbestimmt, wenn wir eine Sache nicht aus innerer Motivation, also aus eigenem Antrieb heraus machen. Das bedeutet im Umkehrschluss: wenn wir uns selbst dazu entscheiden etwas zu tun, fühlen wir uns nicht fremdbestimmt. Aber wie schaffst du es nun, deine Kompression aus eigener Motivation heraus zu tragen? Hier ist ein Perspektivenwechsel entscheidend. Durch die vorherige Übung hast du vielleicht schon herausgefunden, dass die Kompression nicht dein Feind ist. Im nächsten Schritt wollen wir nun versuchen, sie als Freund zu sehen.

Das Kompressions-Tagebuch

Deine Kompression ist ein medizinisches Hilfsmittel, mit dem du mehr Erleichterung im Alltag erreichen kannst. Es ist allerdings schwierig, die Kompression als Hilfsmittel zu sehen, wenn du keinen messbaren Erfolg spürst. Eine kleine Übung, um dir den Mehrwert deiner Kompression bewusst zu machen ist folgende: 

Führe ein Kompressions-Tagebuch. Notiere dir jeden Abend, ob du deine Kompression heute getragen hast und wie es dir den Tag über ging. Vergleiche Tage, an denen du die Kompression nicht an hattest mit Tagen, an denen du sie getragen hast. Der Vergleich zwischen Tagen mit und ohne Kompression kann helfen, den positiven Einfluss auf deine Lebensqualität zu erkennen. (wichtig: Nicht jede Betroffene berichtet von einer Verbesserung durch die Kompression. Wenn du keinen Unterschied wahrnimmst, sprich mit deinem Arzt über andere mögliche Behandlungsoptionen)

Kunsttherapie als Weg zur Transformation

Für eine tiefgehende und begleitete Auseinandersetzung mit der eigenen Einstellung zur Kompression biete ich einen kunsttherapeutischen Workshop an.

„Freundschaft schließen mit meiner Kompression“ – Live-Onlineworkshop am Samstag, 25.11.23, 16-18 Uhr

33,90 

Du möchtest wieder das Gefühl haben, selbst über deinen Körper zu entscheiden und dich nicht mehr nur deinem Schicksal ergeben? Das Tragen der Kompression soll aus deinem eigenem Antrieb heraus kommen – weil DU merkst, dass es DIR gut tut? Du möchtest einen Perspektivenwechsel und deine Kompression nicht mehr als Feind sondern als Freund sehen?…

Nimm dir Zeit und setze dich in deinem geschützten Rahmen mit deiner Einstellung zu deiner Kompression auseinander. In diesem kunsttherapeutischen Workshop ist Raum für all deine Erfahrungen, Gedanken und Gefühle, in Bezug auf dein Lipödem und deine Kompression. Gemeinsam mit maximal 5 Teilnehmerinnen beschäftigst du dich künstlerisch mit verschiedenen Aspekten des Lebens mit Kompression und arbeitest daran, eine bessere Beziehung zu deiner Kompression aufzubauen. Tausch dich mit anderen Betroffenen über Erfahrungen aus, lerne von unterschiedlichen Blickwinkeln und profitiere von der gegenseitigen Bestärkung!

Fazit: mit der Kompression statt gegen sie

Die Kompression kann ein Werkzeug zur Verbesserung der Lebensqualität sein. Wenn du möchtest, dass sie nicht den gesamten Raum in deinen Gedanken einnimmt, sondern zu einer Selbstverständlichkeit wird, ist es notwendig, sie zu akzeptieren. Durch Selbstreflexion, das Führen eines Kompressions-Tagebuchs und die unterstützende Teilnahme an kunsttherapeutischen Workshops kannst du einen Weg finden, die Kompression nicht nur als notwendiges Übel, sondern als Freund auf deinem Weg zu mehr Selbstbestimmung zu sehen.

Jetzt interessiert mich aber: Wie geht es dir in Bezug auf deine Kompression? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!

Deine Sarina

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